Beide Modelle wurden auf der gleichen Plattform entwickelt, sollten aber unterschiedliche Zielgruppen ansprechen: Der Bravo mit seiner dreitürigen Konfiguration zeichnete sich durch ein sportliches und dynamisches Design aus. Der fünftürige Brava hingegen setzte auf Komfort und Zweckmäßigkeit. Zwei unterschiedliche Persönlichkeiten, die beide dazu bestimmt waren, dem Kompaktklassesegment ihren Stempel aufzudrücken.
Der Erfolg des Fiat Tipo, der 1989 zum Auto des Jahres gewählt wurde, war zwar bemerkenswert, aber er dauerte nicht so lange wie die traditionellen Lebenszyklen der bisherigen Fahrzeuge des Turiner Herstellers. Umfassende Marktuntersuchungen in ganz Europa zeigten nämlich, dass die Fahrer von Mittelklassewagen ein starkes Bedürfnis nach Individualisierung haben. So entstand die Idee, in kürzester Zeit zwei Nachfolger des Tipo zu entwickeln, die gemeinsam und komplementär die unterschiedlichen Bedürfnisse der Nutzer befriedigen sollten.
„Das Projekt, das in nur zwei Jahren unter der Leitung des von Peter Davis geleiteten Fiat Centro Stile mit Nevio Di Giusto als Designchef umgesetzt wurde, brachte zwei Modelle hervor, die auf der weiterentwickelten Tipo-Bodengruppe basierten und eine doppelte Torsionssteifigkeit aufwiesen: Ein kompakteres und kernigeres Modell, das für Singles oder junge Paare geeignet war und bei dem Agilität in der Stadt und Fahrspaß auf gemischten Strecken im Vordergrund standen, sowie eine Limousine, die für die moderne Familie gedacht war, die Geräumigkeit und Funktionalität benötigte, ohne dabei auf Eleganz und Originalität zu verzichten. Genau diese charakteristischen Elemente waren in den Marktumfragen ausschlaggebend.
So entstanden der dreitürige Bravo und die Limousine Brava mit vielen Gemeinsamkeiten, aber ebenso vielen Unterschieden. Die beiden Autos teilten sich die Frontpartie der Karosserie: vom Kühlergrill über die Kotflügel, die Motorhaube, die Säule und die Windschutzscheibe bis hin zum Boden, der Mechanik und dem Fahrgestell, wenn auch mit unterschiedlichen Einstellungen. Ab da trennten sich ihre Wege.
Der Bravo entwickelte sich zu einer Schräghecklimousine mit traditionellem Grundriss und originellem Design. Dieser Dreitürer zeigte vor allem im Heckbereich eine gehörige Portion Muskeln. Das war insbesondere an den hinteren Kotflügeln, die bis zum unteren Rand der Seitenfenster geschwungen waren, zu sehen. So war die Wölbung über den Kunststoffabdeckungen der originalen Scheinwerfer mit der breiteren Heckklappe im unteren Bereich verbunden. Das Ganze verlieh dem Wagen den Eindruck einer sportlichen Verkleidung, und sogar das Fahrwerk war steifer abgestimmt, um den Fahrspaß zu bieten, ohne den Komfort zu beeinträchtigen.
Der Brava hingegen war eine viertürige Limousine mit einem charakteristischen erhöhten dritten, kaum wahrnehmbaren Volumen. Der Kofferraum war abgerundet und schloss an die steil abfallende Heckscheibe an. Das Auto zeigte sein Alleinstellungsmerkmal bei den Rückleuchten, die in drei horizontale Segmente unterteilt waren, aus der Karosserie herausragten und das Ende des Heckflügels umrahmten. Der Innenraum war besonders geräumig: Studien bewiesen, dass der Raumnutzungsindex im Innenraum 81 % erreichte, gegenüber einem Durchschnitt von 75 % bei anderen Fahrzeugen desselben Segments.
Der Innenraum unterschied sich, abgesehen vom Zugang zur hinteren Sitzbank, nur in einigen Details, wie dem Armaturenbrett: Der Dreitürer hatte runde Zifferblätter, die Limousine halbkreisförmige. Die Palette der Karosseriefarben war für beide sehr umfangreich: Nicht weniger als 24 Farben standen zur Auswahl.